4 Begriffe

4.1 Mikroskopische Entfluchtungsanalyse

Im Gegensatz zu Flussrechnungen (z.B. Predtetschenski & Milinski), die Personenströme wie Flüssigkeitsströme behandeln (=makroskopisch), wird in der mikroskopischen Entfluchtungsanalyse die Bewegung jeder einzelnen Person dargestellt. Dabei verfügt jede Person über individuelle Fähigkeiten, die ihr Verhalten charakterisieren. Die Entfluchtungsanalyse liefert sowohl Aussagen zur Gesamtentfluchtungsdauer als auch über Orte und Dauern von Stauungen.

4.2 Bauliche Anlagen

Bauliche Anlagen sind mit dem Erdboden verbundene, aus Bauprodukten hergestellte Anlagen.

4.3 Versammlungsstätten

Versammlungsstätten sind bauliche Anlagen oder Teile baulicher Anlagen, die für die Zusammenkunft einer größeren Zahl von Menschen bei Veranstaltungen, insbesondere erzieherischer, wirtschaftlicher, geselliger, kultureller, politischer, sportlicher oder unterhaltender Art, bestimmt sind.

4.4 Entfluchtung

Das „In-Sicherheit-Bringen“ von Personen aus einem gefährdeten Bereich wird als Entfluchtung bezeichnet.

4.5 Flucht- und Rettungswege

Flucht- und Rettungswege sind ununterbrochene und unversperrte Laufwege (Flure, Gänge, Hallen, Treppenräume, Ausgänge, usw.) von einem beliebigen Ausgangspunkt im Gebäude (oder einer baulichen Struktur) zu einem sicheren Bereich, der aus drei Abschnitten besteht: (1) dem Weg zum Ausgang, (2) dem Ausgang und (3) dem Verlassen des Ausgangs bis zum Erreichen eines sicheren Bereichs. Sie werden im Sinne des Baurechts von flüchtenden Personen zur Sicherstellung des ersten und zweiten Rettungsweges benötigt.

4.6 Gesicherter Bereich

Bereich am Ende des Fluchtweges in dem Menschen und Tiere vor den Einwirkungen des Schadensereignisses geschützt sind und durch Helfer oder Einsatzkräfte versorgt werden können. Ein gesicherter Bereich kann sowohl innerhalb eines Gebäudes, als auch außerhalb eines Gebäudes angeordnet werden. Die Fläche eines gesicherten Bereiches muss für die max. zu erwartende Anzahl von flüchtenden Personen und deren Versorgung ausreichen.

4.7 Personenbelegung

Die Personenbelegung ist die Anzahl der Personen im zu untersuchenden Gebäude, die für die Analyse der Flucht- und Rettungswege berücksichtigt wird.

4.8 Dauern

4.8.1 Detektionsdauer t (Detekt)

Die Dauer vom Beginn des auslösenden Ereignisses (z.B. Brand) bis zu seiner Entdeckung wird als Detektionsdauer tDetekt bezeichnet.

4.8.2 Alarmierungsdauer t (Alarm)

Die Dauer zwischen der Entdeckung eines auslösenden Ereignisses und dem Auslösen des Entfluchtungssignals wird als Alarmierungsdauer bezeichnet.

4.8.3 Individuelle Reaktionsdauer t (i, Reakt)

Die Dauer zwischen der Alarmierung und dem Beginn der Entfluchtung einer einzelnen Person wird als individuelle Reaktionsdauer ti, Reakt bezeichnet. Das schließt die Wahrnehmung von Hinweisen, das Erteilen und Aufnehmen von Anweisungen, individuelle Reaktionsdauern und die Durchführung aller anderen Tätigkeiten vor Beginn der Entfluchtung ein.

4.8.4 Individuelle Laufdauer t (i, Lauf)

Die Dauer, die eine Person benötigt, um von ihrer initialen Position zu einem als sicher geltenden Bereich (Sammelplatz, anderer Brandabschnitt, Ausgang) zu gelangen wird als individuelle Laufdauer ti, Lauf bezeichnet.

4.8.5 Individuelle Entfluchtungsdauer t (i, Flucht)

Die individuelle Entfluchtungsdauer ti, Flucht ist die Summe der allgemeinen Detektions- und Alarmierungsdauer sowie der individuellen Reaktions- und Laufdauer.

4.8.6 Gesamtentfluchtungsdauer t (Flucht)

Das Maximum aus den individuellen Entfluchtungsdauern wird als Gesamtentfluchtungsdauer tFlucht bezeichnet. TFlucht = max(ti, Flucht)

4.8.8 Maximale Gesamtentfluchtungsdauer t (Flucht,max)

Das Maximum aus einem Ensemble von Gesamtentfluchtungsdauern wird als maximale Gesamtentfluchtungsdauer
tFlucht,max bezeichnet.

4.8.10 Signifikante Gesamtentfluchtungsdauer t (Flucht,signifikant)

Die Dauer eines Ensembles von Gesamtentfluchtungsdauern, die größer als oder gleich 95% der Gesamtentfluchtungsdauern ist, wird als signifikante Gesamtentfluchtungsdauer tFlucht,signifikant bezeichnet.